Keynotes
der 27. DeGEval-Jahrestagung
Wissenschaft in der Bewältigung großer gesellschaftlicher Herausforderungen
Transdisziplinäre Forschung gilt als vielversprechendes Werkzeug zur Bewältigung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen, die die ökonomische Nutzung der fortschreitenden Spezialisierung und korrespondierenden Fragmentierung in der Wissenschaft mit sich bringt, Um mit wissenschaftlichen Mitteln gemeinsame Problemlösungen zu erarbeiten, werden allerdings spezifische Anforderungen an transdisziplinäre Forschung gestellt. In seinem Vortrag erläutert Armin Grunwald die Merkmale effektiver transdisziplinärer Forschung: Sie ist interdisziplinär, arbeitet integrativ und problemorientiert statt nur erkenntnisbezogen. Diese Kennzeichen guter transdisziplinärer Forschung gehen allerdings auch mit Ansprüchen an die Erfolgs- und Qualitätsmessung einher: Wenn transdisziplinäre Forschung nur mit traditionellen Standards gemessen und bewertet wird, schneidet sie üblicherweise schlecht ab. Um ihrer Mission gerecht zu werden, müssen erweiterte Standards der Erfolgs- und Qualitätsmessung angelegt werden, die neben den innerwissenschaftlichen Kriterien auch ihre Beiträge zur außerwissenschaftlichen Problemlösung berücksichtigen. Beispiele aus der Reallaborforschung ergänzen Grunwalds Thesen.
Prof. Dr. Armin Grunwald
Prof. Dr. Armin Grunwald ist seit 1999 Leiter des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am KIT und dort seit 2007 Professor für Philosophie und Ethik der Technik. Seit 2002 leitet er auch das Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) in Berlin.
Er arbeitet zu theoretischen, konzeptionellen und methodologischen Fragen von Technikfolgenabschätzung und Nachhaltigkeitsforschung. Wesentliche Gegenstandsbereiche seiner Forschung sind die Energiewende, die digitale Transformation und Strategien für eine nachhaltige Entwicklung. Seit 2011 hat er die transdisziplinäre Reallaborforschung am ITAS mitgestaltet und reflektiert.
Armin Grunwald ist Mitglied zahlreicher Gremien der Politikberatung wie dem Deutschen Ethikrat und dem Nationalen Begleitgremium Endlagersuche. Mehr unter https://www.itas.kit.edu/english/staff_grunwald_armin.php.
zur Zusammenarbeit zwischen den Communities aus Evaluation und Transdisziplinarität
Transdisziplinarität hat sich als ein Forschungsmodus etabliert, der die Grenzen traditioneller Disziplinen überschreitet und durch die Einbeziehung pluraler Wissenszugänge aus Wissenschaft und Gesellschaft neue Perspektiven zum Umgang mit komplexen Problemen eröffnet. Transdisziplinäre Projekte und Förderprogramme, aber auch die Arbeit ganzer Forschungseinrichtungen zielen darauf ab, den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftler:innen, politischen Entscheidungsträger:innen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft zu fördern. Durch diese Ko-Produktion sollen robustes Wissen und innovative Lösungsansätze für lokale und globale Herausforderungen wie Klimaerwärmung, Gesundheit und soziale Ungleichheit geschaffen werden.
Realweltliche Probleme in den Mittelpunkt stellend, zielt transdisziplinäre Forschung idealtypischerweise sowohl auf gesellschaftliche als auch wissenschaftliche Wirkungen. Die Evaluation transdisziplinärer Forschung erfordert oftmals neue methodische Ansätze, um ihre vielfältigen Wirkungen adäquat zu erfassen, wenn etwa Verbesserungen der Lebensqualität, die Förderung sozialen Wandels oder die Stärkung partizipativer Prozesse abgebildet werden sollen. Die damit verbundenen Fragestellungen werden in der Keynote beleuchtet – und dabei Wegweiser aufgestellt, wo die Zusammenarbeit zwischen Expert:innen aus Evaluation und Transdisziplinarität lohnend und inspirierend werden könnte. Es werden dabei Projekte, Förderprogramme und Forschungseinrichtungen als Reflexions- und Evaluationsgegenstand betrachtet.
Dr. Alexandra Lux
Dr. Alexandra Lux ist seit 2000 am ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, leitet seit 2023 dort den Bereich Wissensprozesse und Transformationen und ist Mitglied der Institutsleitung.
Sie arbeitet seit mehreren Jahren zur Frage der Wirksamkeit transdisziplinärer Forschung und unterstützt vor diesem Hintergrund auch Projekte und Forschungseinrichtungen beim Aufbau integrativer, partizipativer und reflexiver Strukturen. Dabei entwickelt sie auch Vorgehensweisen für die formative Evaluation transdisziplinärer Kooperationen. Ihre Arbeiten sind ‚Meta-Forschung‘ zum transdisziplinären Forschungsmodus und haben ihren inhaltlichen Fokus oftmals in der sozial-ökologischen Nachhaltigkeitsforschung. Mehr unter https://www.isoe.de/das-institut/team/mitarbeiterin/person/alexandra-lux/.