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DeGEval-Nachwuchspreis

2023

Preisträger:innen

Jakob Kofler, Anja Marcher und Harald Wieser (KMU-Forschung Austria)

für die Ex-post-Evaluation des österreichischen Programms „Stadt der Zukunft“

Laudatio

Ziel des DeGEval-Nachwuchspreises ist es, jährlich eine Nachwuchsevaluatorin/einen Nachwuchsevaluator oder auch eine Nachwuchsgruppe auszuzeichnen, um so eine herausragende Arbeit im Bereich Evaluation im deutschsprachigen Raum zu würdigen. Aus Sicht der DeGEval soll dieser Preis sowohl die Bedeutung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf dem Gebiet der Evaluation insgesamt hervorheben als auch der Nachwuchsförderung dienen.


Für den Nachwuchspreis 2023 wurden insgesamt vier Arbeiten eingereicht. Eine Dissertation, eine Masterarbeit und zwei Praxisarbeiten. Alle Arbeiten behandeln mit unterschiedlichen methodischen Zugängen aktuelle Themen in komplexen Evaluationsfeldern. Die eingereichten Arbeiten wurden von den Jurymitgliedern anhand des vorgegebenen Kriterienkatalogs bewertet und in einer gemeinsamen Sitzung vergleichend diskutiert. Die Jury hat sich einstimmig entschieden, mit dem DeGEval-Nachwuchspreis 2023 eine Praxisarbeit und ein Team von Nachwuchsevaluator:innen auszuzeichnen.

 

Konkret handelt es sich um die Ex-post-Evaluation des österreichischen Programms „Stadt der Zukunft“, die primär von Jakob Kofler, Anja Marcher und Harald Wieser von der KMU-Forschung Austria durchgeführt wurde. Das Programm zeichnet sich nicht nur durch eine lange Laufzeit (seit 2013), sondern auch eine hohe Komplexität aus, die sich aus der Vielzahl und Diversität von Akteur:innen sowie der Vielzahl an umgesetzten Maßnahmen mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten und Zugängen ergibt. Darüber hinaus sah sich das Team durch die parallel verlaufende, grundlegende Neuausrichtung der österreichischen Innovationspolitik entlang von thematischen Schwerpunkten anstelle von Programmen vor die Herausforderung gestellt, die Evaluationsergebnisse in Handlungsempfehlungen für einen völlig neuen Kontext zu übersetzen. Die übersichtliche Struktur des Endberichts, eine gelungene Aufbereitung des Programms sowie die Klarheit der Empfehlungen sind vor diesem Hintergrund bemerkenswert.
Die Arbeit nutzt eine Kombination von quantitativen und qualitativen Methoden sowie einen theoriebasierten Evaluationsansatz, der durch die Offenlegung des Wirkungsmodells, welches dem Programm zugrunde liegt, dieses einer analytischen und empirischen Überprüfung zugänglich macht. Aufgrund des komplexen Kontextes des Programms wählte das Team ein Mehrebenenmodell, um die Wirkungen darzustellen. Konkret werden die Management-Ebene, die Programme-Ebene, die FTI-Ebene und die Ebene der Stadt unterschieden. Auf diese Weise gelingt es besonders gut, der Vielschichtigkeit des Programms gerecht zu werden, da unterschiedliche Akteur:innen und Zielgruppen, Feedbackprozesse und Wirkungen auf den verschiedenen Ebenen systematisch abgebildet werden können. Das Mehrebenenmodell wird im Folgenden systematisch bei der Darstellung der Befunde, ihrer Bewertung und der Ableitung von Handlungsempfehlungen genutzt. Insgesamt ergibt dies eine übersichtliche, den Leser:innen leicht zugängliche Form der Präsentation der Ergebnisse.
Mehrebenenmodelle werden erst in jüngster Zeit in Evaluationen transformationsorientierter FTI-Politik eingesetzt. Damit machte das Team Ergebnisse des aktuellen wissenschaftlichen Diskurses für die Evaluation nutzbar.
Erwähnenswert ist auch der partizipative Zugang der Evaluation. Zum einen wurde ein weiter Stakeholderkreis in die Evaluation einbezogen – Fördernehmende ebenso wie Angehörige der Stadtverwaltung – zum anderen wurden die Mitglieder des Programmmanagements durch Workshops und regelmäßige Abstimmungstreffen in die Evaluierung einbezogen. Durch diese Partizipationsmöglichkeiten und die entsprechende Aufbereitung der Ergebnisse im Bericht ist ein hohes Maß an Transparenz und eine gute Nachvollziehbarkeit der Schlussfolgerungen gewährleistet.


Aufgrund der herausragenden Qualität der Programmevaluierung „Stadt der Zukunft“ geht der diesjährige 17. DeGEval Nachwuchspreis an Jakob Kofler, Anja Marcher und Harald Wieser von der KMU-Forschung Austria. Wir gratulieren herzlich!


Wir freuen uns, in diesem Jahr den Preis für eine Praxisarbeit sowie erstmals an ein Team vergeben zu können.


Die Jury des Nachwuchspreises der DeGEval e.V. 2023